MöWathlon 2021 – nichts für Langschläfer, aber dafür ein echter Wettkampf
Hallo liebe Leser,
ich weiß nicht wie es euch so ergangen ist, aber mein letzter Triathlon war Mitte August 2019 – also fast 2 Jahre her. Trainiert habe ich viel, denn meine Stammkneipe ums Eck hatte so gut wie nie auf und auch sonst habe ich ziemlich asketisch gelebt. O.K., beides ist nicht wirklich wahr, denn eine Stammkneipe habe ich gar nicht und Alkohol und Süßigkeiten gabe es ja im Gegensatz zu Klopapier und Backhefe in ausreichenden Mengen. Aber trainiert habe ich in der Tat sehr viel – für meine Verhältnisse. Und so war ich schon lange erpicht darauf mich mal wieder in einem echten Wettkampf mit anderen zu Messen, um heraus zu finden, wie es um das Projekt HeiPhi2021+ so steht.
Mein erster Härtetest hätte der Tegernsee Anfang Juli sein sollen. Dort konnte sich leider der Ausrichter nicht mit der Gemeinde auf ein Hygienkonzept einigen. Um so schöner, dass es dem OrgaTeam des MöWathlon offensichtlich geglückt ist ihre Gemeinde zu überzeugen (super Job und danke für die Ausrichtung).
Die ganze Woche hatte ich schon „Bock“ auf das Rennen. Vor allem auch deswegen, weil wir vom ALV doch mit 12 Startern ein großes Team sein würden. Die Vorfreude stieg dann nochmal, als unser „Teamleiter Tobi“ mit dem Veranstalter klarmachte, dass wir auch zusammen starten dürfen. Als Teamleiter hat er uns dann auch noch die Startunterlagen am Samstag abgeholt, so dass wir uns voll auf das Rennen konzentrieren konnten (wir „Möchtegern-Profis“ brauchen nunmal eine gute Betreuung). Die Fahrgemeinschaften hatten sich auch schnell gefunden. Es fehlte also nur noch eine Abfahrtszeit. Und jetzt kommt der Punkt lieber Leser, an dem es wirklich weh tat: Treffpunkt am Real in Bretzenheim um 05:30!
Ja, ihr lest richtig. Obwohl es von Mainz aus nur ca. 25 Minuten nach Mörfelden sind und wir auch erst um 08:45 starten sollten, hatten wir Check-in um 06:00-06:30. Einer der Kompromisse, die man in Zeiten wie diesen hinnehmen muss. Also Wecker um 04:55 gestellt, leise aufstehen und niemanden wecken, kurz einen Spritzer kaltes Wasser ins Gesicht und ab ins Auto.
Einmal aus dem Haus lief dann auch alles wie geplant. Judith hat uns bei der Abfahrt mit leckerem Bananenbrot versorgt. Das hat direkt die Stimmung gehoben. Auch das Wetter war uns gewogen und der Badesee überraschte mit angenehmen 23 Grad.
Gut gelaunt in die Warteschlange für den Schwimmstart gestellt und los geht’s. Schwimmen lief gut. Ich konnte mich problemlos durch das Feld schlängeln und musste mir nur an der Wendeboje mal kurz ein wenig robuster Platz verschaffen. Kurz vor dem Ausstieg sah ich dann David vor mir. Ein Gegner, sehr gut – auch wenn ich vermutete, dass er zu diesem Zeitpunkt schon 30 Sekunden auf mich gut gemacht hatte. Aber das Rennen hat ja gerade erst begonnen. Also nichts wie hinterher und zeitgleich mit David auf die Radstrecke. Dann erstmal die Ernüchterung. David gab direkt Gas und fing an mir weg zu fahren. Frechheit, dass war doch mein Plan! Nach ein paar Kilometern, an einer leichten Steigung wurde er aber langsamer. Also ranschleichen, Attacke setzen und Flucht nach vorne. Ich musste ja 30 Sekunden wieder gut machen. Nach ca. 1/3 der Strecke kam dann Jochen wie erwartet von Hinten angerauscht und übernahm die „ALV Führung“. Musste er auch. Denn er musste so viel Distanz wie möglich zwischen sich und Malte bringen, damit er beim Laufen nicht noch eingeholt wird im Kampf um die ALV-Krone. David kam etwa zum gleichen Zeitpunkt auch wieder angefahren und setzte sich vor mich. Grrrr, so war das nicht gedacht! 2. Runde, die gleiche Steigung, die gleiche Situation: Kräftig in die Pedale treten, von hinten an David ranschleichen und diesmal mit mehr Schwung vorbei, damit er endlich aufgibt. Dass das nicht funktionieren würde war mir klar, aber versuchen muss man es doch. Schießlich musste ich auch noch den Abstand zu Jakob vergrößern. Denn der kann auf jeden Fall schneller laufen als ich und den wollte ich natürlich auch nicht vorbei lassen bis zum Ziel.
David ist dann auch ca. 5 Meter hinter mir vom Rad gestiegen und 20 Meter hinter mir auf die Laufstrecke gegangen. Blos nicht zu schnell loslaufen. 5.8 km sind länger als es scheint. Also 4:45er Pace und erstmal reinkommen ins Laufen. Leider zu langsam. Denn David hat sich in den ersten 2 km langsam an mich „rangesaugt“. Damit war klar, dass ich die 30 Sekunden nicht mehr reinlaufen würde. Kurz danach kam Malte leichtfüssig an uns vorbeigeschossen, auf der Mission Jochen doch noch zu holen. Hat am Ende nicht funktioniert, aber ein 4:05er Schnitt im Laufen kann sich trotzdem sehen lassen.
David seinerseits hat mich dann auch überholt und sich langsam, aber sicher Meter um Meter von mir abgesetzt. Am Ende bin ich dann als 4. ALVler ins Ziel gekommen. Bei der finalen Ehrenrunde im Waldstadion sah ich dann auch Jakob mit ausreichen Abstand einlaufen, gefolgt von Franziska mit der schnellsten Zeit der ALV-Frauen.
Es haben alle aus unserem Verein das Rennen beendet und ich glaube jeder war Happy mit seiner Leistung und der Tatsache, dass wir so einen schönen Event mal wieder miterleben durften. Persönliche Positionskämpfe scheint es zumindestens ausreichend gegeben zu haben.
Jochen wurde als bester ALVler „nur 33.“ in der Gesamtwertung und 4. in seiner (= meiner) Altersklasse, was zeigt wie stark das Feld war. Doro hat sich trotz ihres Impfarmes gut geschlagen und wurde 3. ihrer AK. Winfrid wurde trotz seines „Schrägsattels“ ebenfalls 3. seiner AK. Alle weiteren Ergebnisse sind auf Raceresults zu finden.
Tolle Veranstaltung – manchmal ein wenig improvisiert und wegen Hygienvorgaben vor und nach dem Rennen mit Maskenpflicht. Ein großes Dankeschön an alle Helfer. Ich finde es toll, dass es immer noch so viele Vereine gibt die eine Großveranstaltung wie diese in solchen Zeiten auf die Beine stellen.
Jetzt erhohle ich mich erstmal, fahre in den Urlaub und überlege mir, wie ich David in Zukunft 37 Sekunden abnehme. Man braucht ja Ziele und HeiPhi ist ja gerade ein wenig unmotiviert. Außerdem werde ich das Gefühl nicht los, das Jakob gerade die gleichen Gedanken bezüglich meiner Person hat. Denn auf dem Nachhauseweg hat er schon ein wenig zu erkennen gegeben, dass es ihm nicht ganz recht war, von jemanden geschlagen worden zu sein, der alterstechnisch sein Vater sein könnte.
In dem Sinne, bleibt gesund, bleibt vernünftig und trainiert schön weiter. Die Saison hat gerade erst angefangen.