TFR Einzelzeitfahren Wörrstadt
Sonntagmorgen, 22. Mai 2022, die Sonne scheint. Es ist mit 15 Grad noch etwas frisch vor der Tür und der Wecker klingelt … um 6 Uhr. Mir wird grade wieder klar, was mir an den Wettkämpfen nicht gefällt …. aber wenn das Rennen auch erst um 8 startet. Wir müssen noch hin und die Startunterlagen abholen. Also raus aus den Federn, leichtes Frühstück, Radklamotten an die TT geschnappt und auf zum Auto. Auf der Autobahn vor uns ein Auto mit 2 Zeitfahrrädern im Heckfahrradträger. Auch nach Wörrstadt? Bestimmt! Sie fahren tatsächlich Wörrstadt raus, Diana und ich unterhalten uns noch, wer das sein könnte, als ich realisiere, dass sie an der Einfahrt zum Gewerbegebiet vorbeifahren. Naja, vielleicht wollten Sie ja doch nicht hin. Ups, aber wir! Also fix gewendet, Räder ausgeladen, Unterlagen empfangen und so nach und nach trudelt auch der ganze Rest unserer 14 Starter (4 Frauen, 10 Männer) ein. Auch wenn die Sonne scheint, es ist noch immer nicht viel wärmer geworden. Im Schatten ist es schon, eben, ziemlich schattig. Doch besser noch was Langes drüber? Erst mal nicht. Im Zweifel die Weste. Mit freundlicher Unterstützung der Orga bekommen wir ein ALV-Gruppenfoto, auf dem auch alle zu sehen sind. Es gibt noch eine kurze und knappe Streckeneinweisung mit dem Hinweis, an welcher Stelle auf dem Rückweg nach rechts Richtung Sörgenloch abgebogen werden muss. Diese Info sollte sich für den einen oder anderen noch als wichtig erweisen! Ein letztes leichtes Warmfahren und dann ist es auch schon 8 Uhr. Es wird in 30 Sekunden Abstand nach Startnummer gestartet. Während die ersten schon auf der Strecke sind, schieben sich die letzten in die Startreihe und loten noch so den einen oder anderen Fahrer mit seinem Equipment aus.
Mit einem mal bin ich mir gar nicht mehr so sicher, ob ich tatsächlich in den für mich veranschlagten 70 bis 75 Minuten bleibe. Es ist mein erstes Einzelzeitfahren, in dem zwar nicht allzu viele aber doch schon nennenswerte Höhenmeter drin sind. Egal, wird schon gutgehen, bergrunter geht’s ja leichter. Mittlerweile ist es 8:10 Uhr, die Reihe vor mir wird immer kleiner. Um 08:16 soll es für mich dann auf die 43,3km lange Strecke über Nierstein und Sörgenloch zurück nach Wörrstadt gehen. Drittletzter Starter, der Altersgruppe. Sehr positiv. Weniger die mich überholen … dachte ich.
Dann wurde es ernst. Helm sitzt, der Herr von der Zeitmessung zählt runter 5, 4, 3 , 2, 1 los – ich trete an – verflucht, noch ein großer Gang drin vom einrollen. Also fix eingeklickt, Wiegetritt und den kurzen Anstieg erst mal Schwung geholt. Nach ca. 150 Meter ging der Spaß dann los. Praktisch durchgehende Bergabfahrt – bis auf zwei kleine Wellen und die wegen der nicht gesperrten Straße etwas spaßbremsenden Kreisel – bis ins rund 15 km entfernte Nierstein. Die Strecke war, jedenfalls für meine Leistungsklasse und Übersetzung – perfekt. Ich konnte fast durchgehend noch treten, wenn auch nicht ganz in der geplanten Leistung. Aber gut, so blieben mehr Körner für den Rückweg. Denn wie das nun mal so ist, was einen Berg runterrollt, muss ja auch wieder hochgeschoben werden. Es dauerte nicht lange, da wurde ich auch schon von zwei Athleten überholt. Es dauerte aber auch nicht viel länger, und ich konnte meinen Vorstarter auch überholen. Ansonsten war es ein recht einsames Rennen. Außer ein paar Rückfahrern war der Weg nach Nierstein sehr gut zu fahren, aber einsam. Auf dem Rückweg hieß es dann zum ersten Mal richtig in die Pedale treten, logischerweise gab es nach der Abfahrt ja keine schwerkraftbedingten Tretpausen mehr. Die Steigungen waren jedoch gut und vor allem auch noch fast durchgehend in der Aeroposition zu fahren. Aber nicht so viel freuen, lieber die Kreisel richtig mitzählen, um die richtige Abbiegung nicht zu verpassen. Kreisel 1 – check, Kreisel 2 – check, nach der Ausfahrt dann kurz drauf rechts ab … da winkt auch schon jemand. Perfekt. Abbiegung geschafft. Guter Zeitpunkt etwas zu trinken. Also raus aus der Aero, Flasche in die Hand … und da zerlegts mich fast. Gefühlt metertiefe Löcher lassen mein Rad austreten wie einen Rodeogaul. Ich wollte grade die Flasche fallen lassen, um nicht komplett die Kontrolle zu verlieren, als der Spuk vorbei war. Ja, da war in der Streckenbesprechung was von schlechter Wegstrecke nach der Abbiegung …. Das stimmt schon … aber mit solchen „Unebenheiten“ hatte ich nicht gerechnet.
Der weitere Weg lief dann relativ unspektakulär. Die Fahrer rückten etwas näher zusammen, wie das bei den Berganfahrten so ist. Das Überholen hielt sich – für mich jedenfalls – trotzdem in Grenzen. Aber ab und zu ein paar Athleten zu sehen, ist doch etwas kurzweiliger, als fast wie im Training alleine die Kilometer abzureißen.
Im Ziel angekommen, habe ich dann vernommen, dass tatsächlich ein Athlet an der falschen Stelle abgebogen ist. Bedauerlich, dass die Streckenposten an der Stelle im Kreisel das nicht verhindern konnten. Ein paar kleine Pfeile auf der Straße würden da schon helfen. Ja, es gab eine Vorbesprechung der Strecke, sie war publiziert und es gab Streckenposten, aber zwei kleine Momente der Unaufmerksamkeit, einmal des Athleten und des Streckenposten, hätten nicht passieren müssen.
Das ist auch mein einziger Kritikpunkt an einer ansonsten wirklich tollen, familiären Veranstaltung mit einer hervorragenden Strecke und tollen Atmosphäre auch „after race“.