Schleiden – wenn sogar das Haargummi am Ende dreckig ist
Vom Cross-Duathlon in Schleiden hatte ich schon viel gehört. Es sei schlammig, anspruchsvoll und auf gar keinen Fall zu unterschätzen. Leider hatte der Wettkampf bei mir noch nie in den Kalender gepasst und um die Ecke ist es auch nicht gerade.
Aber dieses Jahr habe ich mich dann doch dazu aufgerafft und habe die Saison noch um ein paar Wochen verlängert, um dort antreten zu können. Normalerweise sind Wettkämpfe Ende Oktober eher nicht so mein Ding, da liege ich lieber auf der Couch und beschäftige mich mit der kommenden Saison.
Thomas und Dirk waren schon angemeldet (Projekt Schleiden 2.0 – unfinished business – ihr erinnert euch vielleicht?) und Winfrid und Tobias ließen sich auch dazu hinreißen, die Anmeldung auszufüllen. Fünf ALVler bei deutschen Meisterschaften – gab es dann schon einmal? Es kam dann leider doch anders und Thomas und Winfrid sagten ihren Start kurzfristig aus gesundheitlichen Gründen ab. Übrig blieben wie schon öfter in diesem Jahr Dirk, Tobias und ich. Dirk als einziger mit Kenntnissen der Strecke. Ob das helfen sollte, gegen Schleiden zu gewinnen?
Vor Ort holte ich mir noch die Meinungen verschiedener Leute ein, um die Strecke besser einschätzen zu können. Von „es ist brutal“ bis „für einen Mountainbiker kein Problem“ war alles dabei. Ich musste mir also selbst ein Bild machen.
Los ging es um 13h50 mit einem 8,8 Kilometer langen Lauf. Schon nach kürzester Zeit war mir klar, warum man besser Trailschuhe tragen sollte. Es war steil, rutschig und mit tiefen Pfützen versehen. Ich korrigiere mich: wasserdichte Trailschuhe. Da sowas aber (noch) nicht in meinem Schuhschrank ist, musste ich so da durch und dann auch Dirk ziehen lassen, der mir aber vorher noch hilfreiche Hinweise mit auf den Weg gab: „Achtung Doro, der Berg ist lang“ und „Hier musst du nachher auch mit dem MTB runter“. An dieser Stelle auch eine ganz klare Kritik an der Streckenführung. Mountainbiker und Läufer so viel gemeinsam auf engen und matschigen Streckenabschnitten geht nicht und ist einfach gefährlich. Das war zum Teil nicht ohne.
Als ich nach der zweiten Laufrunde aufs MTB wechselte, war das erste Projekt: Dirk einholen. Das gelang mir auch nach etwa drei Kilometern, nachdem ich mich nicht mit der Brechstange, sondern kontinuierlich rangearbeitet hatte. Dirk rief mir zu, dass er Krämpfe habe – und hängte sich trotzdem an mich dran. Während ich noch überheblich dachte, wie kann man denn jetzt schon Krämpfe haben, trafen sie mich auch. Fiese Wadenkrämpfe, vor allem bergab, wenn man auf dem Hardtail schön ein paar Zentimeter über dem Sattel schwebt und versucht durch den Schlamm zu surfen. De facto hatte ich bis zum Ziel ca. zwei Stunden lang immer wieder Krämpfe, erst in den Waden, später dann noch in Oberschenkeln und Fußsohlen.
Die Strecke hat es wirklich in sich. Dabei ist sie gar nicht mal sehr technisch, bis auf eine Abfahrt und „Die Wand“ alles fahrbar, aber sie besteht gefühlt nur aus knöcheltiefem Schlamm, rutschigen Wiesenwegen und steilen Anstiegen. Hatte ich morgens noch mit Jan diskutiert, dass „ein 15er Schnitt doch fast immer drin ist“, musste ich hier Tribut zollen und mit 13km/h die Strecke absolvieren. Laut Dirk war sie sogar noch schlammiger als im Vorjahr.
Als ich die erste Radrunde beendet hatte, winkte mir Tobias vom Streckenrand aus zu. Er sah zum Glück gesund und munter aus, es stellte sich heraus, dass er schon beim Laufen Probleme mit Krämpfen und der Achillessehne hatte und das Rennen auf dem MTB gar nicht erst antrat (vielleicht auch getriggert durch Tims „es ist brutal“?). Womit ich wirklich nicht gerechnet hatte: als ich auf die letzte Laufrunde ging, stand Dirk daneben. Nicht ganz freundlich rief ich ihnen zu, dass sie, wenn sie schon aufgeben, mein Rad putzen müssten. Das sah nämlich wirklich schlimm auf und auf der zweiten Runde konnte ich auch nur noch das kleine Kettenblatt benutzen, weil das alles so zugematscht war. Dirk hatte Probleme mit seiner absenkbaren Sattelstütze gehabt und musste daher das Rennen vorzeitig beenden. Im Auto auf der Rückfahrt gab er dann zu, dass ihm das gar nicht so unrecht war, weil es so hart war und dass Schleiden ihn nun endgültig besiegt habe.
Ich wollte Schleiden besiegen und zumindest ein ALV Finish mit nach Mainz bringen. So nahm ich die letzte Laufrunde (bzw. Gehrunde bergauf) in Angriff und war echt froh im Ziel zu sein. Die Zeitnehmer haben mich dann erstmal nach der Startnummer gefragt, die war nämlich so zugematscht, dass die Nummer nicht mehr erkennbar war.
Dann habe ich noch 45 Minuten angestanden um mein Rad von matschbraun in schwarz zurück zu verwandeln und auf die Siegerehrung gewartet. Es gab nämlich den zweiten Platz in der AK bei den Deutschen Meisterschaften zu vermelden, von vier Starterinnen waren zwei nicht im Ziel angekommen. Und zweite hinter Kristina Ziemons ist definitiv keine Schande. Insgesamt auch ein siebter Platz bei der DM von 15 Finisherinnen. Leider haben sie die Siegerehrung verkackt und nicht die DM Ergebnisse aufgerufen, sondern die der offenen Wertung. So liefen dann Isabelle Klein, eine Luxemburgerin, und ich nach vorne. Isabelle, weil sie die Medaille nicht wollte und ich, weil ich eine wollte. Da wir endlich nach Hause wollten (Lessons learned für Tobias und Dirk: fahre nie mit Doro auf einen Wettkampf, du musst immer auf die Siegerehrung warten), sagte ich: gebt mir die Medaille und gut ist. Als Geschenk gabs noch ein E-XD Handtuch und dann traten wir endlich die Heimreise an. Zu Hause beim Duschen stellte ich dann fest, dass sogar das Haargummi mit braunen Matschflecken versehen war. Das hatte ich auch noch nicht.
Schleiden hat uns alle besiegt, ich will da – nach aktuellem Stand – nicht so schnell wieder hin und Tobias und Dirk wohl nie wieder. Nächstes Jahr ist die DM zum Glück in Trier, ein Kindergeburtstag gegen die Strecke in Schleiden.
Dorothee Richters