Der MTB Rhein-Main Cup – Aus Triathleten-Sicht
Okay, ein bisschen Übermut war schon dabei. Nachdem ich im letzten Jahr ein bisschen das Radfahren für mich neu entdeckt und über den Winter viel Zeit und Schweiß ins Training gesteckt hatte, muss ich bei Bombenform im Frühjahr wohl gedacht haben ich bin der neue Jan Ullrich. Oder Mathieu van der Poel vielleicht, denn Mountainbike fahre ich auch ganz gern. Jedenfalls hab ich direkt eine BDR Lizenz gelöst, mit dem Ziel über das Jahr in verschiedene Radrennen reinzuschnuppern. Die MTB Rhein-Main Serie hatte ich schon eine längere Zeit im Visier. Das ist eine lokale Serie von Cross Country Olympic (XCO) Rennen, bei welchen innerhalb von kurzer Zeit (40-60 Minuten) ein anspruchsvoller Rundkurs mehrmals zurückgelegt werden muss. Die Rennen in Mainz und Wiesbaden sollten es sein. Mit BDR Lizenz muss man dann auch direkt in der Eliteklasse melden. Ach, wird sicher kein Problem! Leider bin ich aber nicht Mathieu van der Poel, sondern nur ein Triathlet mit kleiner Sinnkrise. Das Rennen in Mainz war nämlich direkt ein herber Rückschlag für das sensible Ego.
Akt 1 - Mainz
Hochmotiviert reise ich an, das Event war vom Mainzer Radsportverein auch toll organisiert. Am Lerchenberg geht es über eine nicht allzu profilierte Strecke über Feldwege und durch ein technisches „Infield“, in welchem ein paar künstliche Hindernisse wie gestapelte Europlatten oder ein schmaler Balken aufgebaut war, die es zu überwinden galt. Macht man jetzt nicht alle Tage im Training, aber gut.
Die Startreihenfolge ist zufällig, daher stehe ich sogar in der zweiten Reihe des U40 Starterfeldes. Der Startschuss erfolgt, und nach 10 Sekunden Renndauer … gehe ich als Letzter in die erste Kurve. Uff. Egal, jetzt dranbleiben. Das klappt auch erstmal für 1-2 Minuten, bis es ins Infield geht. Hier merke ich dann doch, dass man sowas vielleicht schon mal gemacht haben sollte, denn mit Tempo fahren sich die Hindernisse dann doch etwas anders als im langsamen Tempo während meiner Testrunde. Kurzum, am Ende der Technikpassage war nicht nur die Lücke zum Vordermann bereits auf einige Sekunden angewachsen, es fuhren von hinten die schnellsten Starter der Ü40 Klasse, die kurz nach uns gestartet war, auf mich auf. Als sozialer Mensch lässt man natürlich die schnelleren Sportler so gut es geht überholen. Tja, jetzt war das U40 Feld allerdings weg. Ich merke aber auch schnell, dass selbst auf den weniger technischen Passagen keine große Aufholjagd zu erwarten ist. Es ist eben das Elite Feld, und ich nur ein Triathlet in seinem ersten XCO Rennen. Was jetzt folgte waren 9 Runden mit Regen, aufgeweichter Strecke und der Schmach sogar überrundet zu werden. Letzter werden ist schon etwas uncool. Deutlich geknickt trat ich also die Heimreise an. Aber immerhin war ich nicht gestürzt.
Akt 2 – Wiesbaden
Nervös und leicht pessimistisch reise ich an. Immerhin war das Event wieder super organisiert, diesmal vom RSC Wiesbaden. Um das Jagdschloss Platte geht es bei strahlend blauem Himmel diesmal über einen eher traditionellen Kurs: Waldwege und ein paar kleine Singletrails mit deutlich mehr Höhenmetern als zuvor in Mainz. Die Testrunde läuft wirklich ganz gut und obwohl ich die letzten Wochen eher auf dem Zeitfahrrad als auf dem MTB trainiert hatte, fühle ich mich diesmal besser was den technischen Aspekt des Kurses anging.
Der Startschuss erfolgt und nach 10 Sekunden Renndauer … gehe ich als Letzter in den ersten Anstieg. Die Jungs ballern den auch ordentlich hoch, sodass mir meine popligen 500 W in der ersten Minute direkt einen Rückstand von 5-10 Sekunden bescheren. Wenig überraschend, aber diesmal bin ich mental besser eingestellt. Als mich vor dem ersten richtigen Singletrail die Spitze des Ü40 Feldes einholt, steige ich auch erstmal für 20 Sekunden ab und lasse die Schnellsten passieren. Ich mache jetzt also wieder mein Ding. Tatsächlich schaffe ich es auch diesmal mehr Drucks aufs Pedal zu geben und meistere die technischen Passagen ohne Probleme. Hier und da sammle ich sogar ein paar Fahrer ein, die ich vorher vorbeigelassen hatte und liefere mir ein kleines Duell mit einem anderen Fahrer aus meiner Altersklasse. Überrundet werde ich glücklicherweise diesmal auch nicht.
Mein Fazit fällt also gemischt aus. Die MTB Rhein-Main Serie ist ein schönes und toll organisiertes Event. Die Kurse sind auch für Gelegenheits-Mountainbiker gefahrfrei machbar. Eine Erfahrung war die Serie für mich allemal, und in Wiesbaden hatte ich sogar Spaß. Allerdings muss bei mir bis zum nächsten Jahr entweder ein großer Leistungssprung erfolgen, oder ich melde doch lieber in der Hobbyklasse.
Thomas Berkemeier