Wo alles begann…meine erste Mitteldistanz
2018 meinte eine Arbeitskollegin zu mir: Sag mal, hättest Du Lust mit mir in Frankfurt einen Triathlon zu machen?
Ich: Klar, auf jeden Fall!
Auch ich, habe kein Rennrad, kann überhaupt nicht schwimmen.
Und heute stehe ich hier um 6:30 Uhr in meinem ALV Einteiler am Langener Waldsee und warte drauf, bis der Startschuss fällt und ich auf meine erste Mitteldistanz kann.
Aber spulen wir noch ein wenig zurück.
Wir schreiben den 12.06. und heute soll meine erste Mitteldistanz starten und erfolgreich ins Ziel gebracht werden. Wir befinden uns in der schönen Pfalz und gleich geht es in den Lambsheimer Weiher auf eine 2000 m Runde, gefolgt von einer landschaftlich sehr ansprechenden Tour mit dem Rad über die Lindemannsruhe, gekrönt von einem 20 km Lauf durch Maxdorf. Soweit der Plan.
Die Realität bescherte mir ein großartiges Schwimmen und einen Abbruch auf dem Rad aufgrund von starken Rückenschmerzen. Damit war mein DNF besiegelt und ich konnte mir aus dem Zielbereich anschauen, wie zumindest meine Teamkollegen Doro, André und Jochen die ALV Fahne hochhielten.
Ich konnte mich aber mit dieser offenen Rechnung nicht aus dem Jahr verabschieden, sodass ich glücklicherweise meinen olympischen Startplatz in Frankfurt auf die Mitteldistanz umbuchen konnte.
Aber auch dieser Start stand erst einmal unter einem schlechten Stern, denn genau 4 Wochen vor dem Start, erwischte mich Corona und ich war sehr kurz vor der Absage. Die Krankheit war aber gnädig zu mir und bescherte mir einen milden Verlauf. 3 Wochen Trainingspause, eine Lungenfunktionstest und ein Blastungs-EKG später stand aber fest: Alles top. Ich gehe an den Start. Coach Doro gab mir einen Raceplan, der natürlich nicht zwingend auf Bestleistung ausgelegt war. 45 Minuten schwimmen, locker auf dem Rad reinkommen und einen 30er Schnitt fahren, im Anschluss eine 6er Pace laufen.
Zurück zum Strand am Langener Waldsee, wartend, dass endlich jemand von 10 runterzählt. Neben mir steht Sven, der ebenfalls einen Haken hinter die erste Mitteldistanz bringen will und irgendwo ganz vorne das ALV Urgestein Joachim Wölke, der nach 3 Jahren auch mal wieder an den Start geht.
Ich verzichte mangels Zeit auf das Einschwimmen; nicht die cleverste Idee. Der rolling start ist super, aber dadurch dauert es eine Ewigkeit, bis ich ins Wasser komme. Dann ist es so weit, ab rein in den Tümpel. Mein erster
Gedanke, hoffentlich kann ich ein ebenso gutes Schwimmen wie in Maxdorf hinlegen und arbeite mich durch die ersten Meter. Aber ich merke schnell, ich finde keinen vernünftigen Rhythmus. Es fühlt sich sehr behäbig an und ich habe den Eindruck, dass ich überhaupt nicht vorwärtskomme. Erst nach vielen 100 m sah das nach schwimmen aus. Da kam schon der erste Gedanke: Na toll, das geht ja gut los. Aber es sollte noch etwas schlimmer kommen. Auf dem Rückweg schwimme ich 3x!!!!! in einen Teppich aus Schlingpflanzen. Sie hänge mir überall. An der Uhr, am Chip, am Hals, an der Brille, wirklich überall. Ich muss stoppen und mir mit Brustschwimmen einen neuen Weg suchen. Das kostet unfassbar viel Zeit. Endlich erreiche ich das rettende Ufer, schaue auf meine Uhr und sehe da 57 Minuten. Nochmal, 57 Minuten. Das sind satte 15 Minuten langsamer, als kalkuliert. Hier war das Frustrationslevel schon sehr hoch. Aber was bringt es mir, ankommen war immer das oberste Ziel, also umziehen und durch die eeeeeeeewig lange Wechselzone bis zum Rad. Anfangs war mir noch etwas kalt. Aber mit der Zeit kam ich immer besser rein und konnte Runde um Runde etwas zulegen. Etwas über Plan pendelte ich mich bei einem Schnitt von 31,5 km/h ein und es fühlte sich alles super an. Ansonsten war das Radfahren unspektakulär. 4 Runden, schön am Main entlang, etwas Gegenwind, ein paar Passagen, die richtig schnell waren, ein paar Haarnadelkurven, mehr nicht. Die anvisierten 2:40 Std. reduzierte ich auf 2:27 Std. Es waren aber laut Uhr auch nur knapp 78 km.
Es brachte mir jedoch ein kleines Hoch für das Laufen.
Also rein in die Wechselzone 2. Ich lasse mir etwas mehr Zeit und sortiere mich noch einmal. Cap an, Brille an, Schuhe an, Gels in die Tasche und ab ging es auf die letzten 4 Runden für heute durch die Innenstadt von Frankfurt. Ich war keine 100 m aus dem Kanal raus, da standen auch schon meine Motivationscrew Doro und Saskia. Das gab nochmal Auftrieb für die bevorstehenden Kilometer. Es lief sich sehr gut an. Ich startete mit 5:30 min/km, bis ich mir mein Raceplan wieder in den Kopf rief. Da mir 6:00 min/km aber doch etwas zu langsam war, pendelte ich mich bei 5:45 min/km ein. Das lief sich sehr gut und ich hatte auch nicht das typische „rohe-Eier-Gefühl“. An einem Wendepunkt standen dann auch noch Kai und Kerstin zum Anfeuern. Die erste Runde ging schnell rum und ich hatte keine Ermüdungserscheinungen. Klar, die Beine taten etwas weh, aber damit rechnet man ja.
Jede Runde an der Hauptwache und am Palais traf ich dann die jubelnden Doro und Saskia, die mir bescheinigten „Das sieht super aus“. Vielleicht etwas geflunkert 😉, aber es half sehr in dem Moment. In der letzten Runde ereilten mich noch 3 Krämpfe, die ich gekonnt ignorierte und versuchte stoisch weiterzulaufen.
20 km später bog ich dann auch schon in den Zielkanal ein. Geiles Gefühl, endlich die erste Mitteldistanz erfolgreich abgeschlossen zu haben.
Das mache ich auf jeden Fall nochmal!
Tobias