Podersdorf
Am 3.9.2022 fand mit knapp 2.000 Starterinnen und Startern der Austria Triathlon in Podersdorf
statt. Auch der ALV Mainz war dabei vertreten – ALV’lerin Anna Domke absolvierte in Österreich
erfolgreich ihre erste Mitteldistanz. Hier ein kurzer Erfahrungsbericht von Anna:
Das Motto des Podersdorfer Triathlons „Fast. Hard. Legendary“ wird bereits seit 1988 am Neusiedler
See zelebriert und sollte auch die Überschrift für mein Halb-Distanz-Debüt sein.
Motiviert von einer Freundin, die eigentlich Hockey-Spielerin ist und im vergangenen Jahr ihre erste
Mitteldistanz erfolgreich absolviert hat, dachte ich mir: „Das kann ich auch!“ und meldete mich
Anfang dieses Jahres für meine erste Triathlon-Mitteldistanz an. Eine schnelle, flache Strecke, eine
erträgliche Anmeldegebühr sowie ausreichend Vorbereitungszeit bis Anfang September waren nur
drei der Gründe, die mich zu der Anmeldung für diesen Triathlon bewogen haben.
So blieben mir also noch einige Monate für mehr oder weniger diszipliniertes Training. Insbesondere
endlich richtig Kraul Schwimmen zu lernen hatte ich mir vorgenommen und dazu sogar extra
nochmal einen Anfänger Schwimmkurs für Erwachsene besucht. Das Lauftraining mittwochs auf der
Bahn sollte mir helfen die gewünschte Geschwindigkeit beim Laufen durchziehen zu können.
Radkilometer hatte ich in diesem Jahr wohl weniger in den Beinen als in den Vorjahren, aber dafür
hatte ich mir die Trainingszeit ja auch drei Sportarten aufteilen müssen. Einige Wettkämpfe im
Rahmen der ALV-Cup-Serie hatte ich absolviert und dazu genutzt, etwas Wettkampfluft zu
schnuppern sowie um Kleidung und Ausrüstung zu testen.
Mit letzten Tipps für den Wettkampf von meinem „Coach“ Doro im Gepäck ging es dann mit dem Zug auf nach Wien und von dort ins ca. 1h entfernte Podersdorf. Dank der üblichen Verspätung mit der Deutsche Bahn kam ich zwar noch rechtzeitig zur Registrierung und hatte noch Zeit, die Laufsachen einzuchecken und die Radstrecke einmal abzufahren. Fürs Rad-Check-In blieb dann ja auch noch am nächsten Morgen Zeit.
Am Abend vor dem Wettkampf stieg die Aufregung dann schon langsam an: Habe ich wirklich alles, was ich brauche, in den passenden Wechselbeuteln? Rot war fürs Schwimmen – oder war es doch der blaue Beutel? Oder der blaue Beutel mit dem roten Aufkleber? „Es wird sich schon ausgehen“ würden die Österreicher sagen. Außerdem gab es in diesem Jahr ja genug ALV-Vereinskolleginnen und -kollegen, die gute Vorbilder waren und ihre erste Mittel- oder sogar Langdistanz unter schwierigen Bedingungen gefinished hatten. Daran wollte ich anknüpfen!
Bei der 35. Jubiläumsausgabe des Austria Triathlons konnte das Schwimmen erstmals nicht im
Neusiedler See ausgetragen werden. Die große Trockenheit in diesem Jahr hatte auch den Neusiedler
See nicht verschont, sodass bei einem Wasserstand von unter 80cm leider nicht im See
geschwommen werden konnte. Somit mussten wir in dem 8 ha großen Badesee der St. Martins
Therme & Lodge schwimmen.
Meine Familie begleitete mich am Samstag dann bei bestem Wettkampfwetter zum Start. Der Schwimmkurs im Badesee des Wellnesshotels war eine winklige Strecke, die für die Halb-Distanz zwei Mal zurückgelegt werden musste. Um 10:25 Uhr ertönte dann der Startschuss für alle Sportlerinnen und Sportler der zweiten Starterwelle. Der Start wurde als Wasserstart ausgeführt. Dabei konnte ich im großen Gedränge keinen richtigen Armzug und Beinschlag ausüben und schluckte Wasser. Zudem fand ich die Orientierung auf der verwinkelten Strecke echt schwierig und so stieg ich nach wenigen hundert Metern bereits aufs Brustschwimmen um. Damit kam ich einen guten Rhythmus und merkte, dass ich ein ähnliches Tempo schwamm wie die Kraulschwimmer rechts und links von mir. Also, was soll’s dachte ich mir. Toll, dass ich die Kraultechnik im ruhigen und klaren Wasser des Schwimmbads so schön erlernt hatte... Hier im trüben Wasser des Badesees blieb ich lieber beim Bruststil, womit ich mit 39 min eine passable Zeit auf 1,900m erzielte. Vorbei an den Wellnessurlaubern im Bademantel ging es dann rein in die Wechselzone zum Rad. Der Wechsel aufs
Rad lief auch sehr gut und vor allem schneller als bei den meisten Kontrahentinnen und Kontrahenten, die sich erstmal aus ihrem Neo schälen mussten. Die Radstrecke führte zweieinhalb
Runden über flaches Terrain mit langen Geraden, sodass sich hier schnelle Radzeiten erzielen ließen.
Allerdings handelt es sich um eine recht windreiche Region, sodass wir auf der ersten Hälfte der
Runde mit Gegenwind zu kämpfen hatten und auf der zweiten Hälfte der Runde mit Rückenwind
locker 40 km/h möglich waren. Angefeuert von meiner Familie, die ich in all der Konzentration auf
dem Rad zwar nicht gesehen, aber immer gehört habe, ging es dann nach der ersten Ortsdurchfahrt
auf die zweite Runde. Leider bekam ich die Verpflegung nicht zu greifen und der erste Riegel war
schon verzehrt, sodass ich mich dann auf der zweiten Runde ausschließlich mit Iso-Getränken
versorgt habe. Bei der zweiten Durchfahrt konnte ich zum Glück eine Banane greifen. Gestärkt ging
es dann ein weiteres Mal gegen den Wind auf die letzte Runde. Doro’s Worte in meinem Kopf, dass
der Wettkampf erst beim Laufen richtig losgeht, versuchte ich jedoch noch ein paar Körner für den
anschließenden Halbmarathon zu sparen.
Die Strecke führte uns Athletinnen und Athleten dann nach 88km zur zweiten Wechselzone zurück nach Podersdorf. Nach einem kurzen WC-Stopp begab ich mich erleichtert auf die Laufstrecke. Jetzt würde sich zeigen, ob ich noch genug Körner hatte und ob sich das Koppel- und Intervalltraining auszahlen würde. Bei der Laufstrecke handelt es sich um eine Wendepunkt-Strecke, die zweimal durch die sogenannte Podersdorfer „Hölle“ führt. Dies war für mich tatsächlich der härteste Teil des Wettkampfs. Die Beine waren schon schwer, aber der regelmäßige Blick auf die Uhr zeigte mit, dass ich mit 5:20 min gut unterwegs war. Zwar ist die Strecke wenig abwechslungsreich, aber man kommt mehrmals an den Zuschauern in Poderdorf vorbei. Das ist somit interessant für die Zuschauer, aber auch für die Sportlerinnen und Sportler, die somit beim härtesten Teil des Wettkampfs durch das Anfeuern der Zuschauer unterstützt werden. Auch sorgte eine kleine Gruppe mit live Musik für Unterstützung. Passenderweise erklang gerade „and it burns, burns, burns“... als ich mich auf die zweite Laufrunde begab! Insgesamt lief auch die dritte Disziplin richtig gut. Das anvisierte Tempo konnte ich halten und kam insgesamt nach 5h 21min ins Ziel. Völlig verausgabt, aber überglücklich! Diese Zielzeit übertraf bei weitem meine eigenen Erwartungen!!
Insgesamt fällt mein Fazit für den Austria Triathlon sehr positiv aus. Für mich persönlich war es ein hervorragender Wettkampf, der echt Spaß gemacht hat. Das gesamte Triathlon-Wochenende ist super organisiert und bietet gerade für Anfänger sehr gute Wettkampfbedingungen. Und das abseits der großen Triathlon-Markennamen noch zu einem erschwinglichen Preis (wobei für 2023 die Anmeldegebühren erhöht wurden!).
Ein großer Dank gilt meiner Familie für die seelische, moralische sowie technische Unterstützung sowohl im Vorfeld als auch entlang der Strecke. Aber natürlich auch allen ALV-Vereinskolleginnen und Kollegen für alle Tipps und Tricks, für die gemeinsame Trainingsvorbereitung und das Mitfiebern im live-Tracking.
Die Frage meiner Schwieger-Großmutter, was ich denn nach dem Triathlon machen würde, lässt sich unterschiedlich interpretieren – in sportlicher Hinsicht gibt es aber eigentlich nur eine Antwort...